Volkswagen Käfer  

 technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

In den 30er Jahren waren Kleinwagen noch selten anzutreffen. Eine Ausnahme war der in England gebaute recht erfolgreiche Austin Seven, der in Lizenz auch in vielen anderen gebaut wurde, der legendäre Ferdinand Porsche versuchte sich bei mehreren Firmen mit einem Kleinwagen. Aber erst nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Projekt ernsthaft in Angriff genommen.

Zu jener Zeit war der Name Ferdinand Porsche eher mit Luxuswagen wie dem Austro-Daimler Prinz Heinrich und dem Mercedes Benz S verbunden.  Er hatte aber schon lange an einem Wagen für den "kleinen Mann" gearbeitet.  Schließlich kam er selbst auch nicht aus reichen Verhältnissen.

Zunächst nur Prototypen

Seinen ersten Auftrag zum Bau eines Kleinwagens erhielt er vom Motorradbauer Zündapp. 1931 entstanden drei Prototypen mit Sternmotoren im Heck, dann aber wollte Zündapp bei den Motorrädern bleiben.  Das Auto war zu kompliziert für die Serienproduktion.

Dafür stieß Porsche bei NSU in Neckarsulm auf Interesse.  Dort entstanden Prototypen, die schon viel mit dem späteren Käfer gemeinsam hatten, zum Beispiel einen luftgekühlten Vierzylinder-Boxer im Heck und Drehstabfederung.  Aber auch hier gab es nur drei Prototypen.  Dann stellte NSU fest, dass der bestehende Vertrag mit Fiat den Bau eines eigenen Kleinwagens nicht gestattete.

Dann kam Hitler

Am 30.  Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.  In ihm fand Porsche endlich einen Befürworter der Massenmotorisierung.  Bei der Eröffnung der Automobilschau 1934 in Berlin sagte Hitler: "Es gibt keinen Grund, warum Millionen ehrlicher, hart arbeitender Leute keinen eigenen Kraftwagen besitzen sollten." Da hatte Porsche schon die Pläne für ein passendes Auto vorbereitet.  Im Juni 1934 unterzeichnete er die Verträge.  Das neue Auto sollte "Volkswagen" heißen.

Nach mehreren Prototypen baute Daimler-Benz 1937 30 Testwagen vom Typ VW 30.  Sie sahen dem künftigen Käfer schon ähnlicher, hatten aber noch kein Heckfenster.  Die nächsten Exemplare vom Typ VW 38 hatten bereits das typische Brezelfenster, vorn angeschlagene Tönen und kleine Trittbretter.

1938 legte Hitler den Grundstein für das neue VW-Werk in Fallersleben, 80 km östlich von Hannover.  Der erste Wagen wurde aber erst August 1940 ausgeliefert.  Inzwischen war Krieg, und so entstanden bis 1944 nur 630 Käfer.

Kein Vertrauen in den Käfer

Die Produktion wurde 1945 wieder aufgenommen.  Bis zum Jahresende entstanden nur 522 Käfer.  Amerikanische und britische Autohersteller gaben dem Käfer keine Zukunft.  Das sollten sie später noch bereuen.  Ernest Breech von Ford sagte: "Meiner Meinung nach ist das, was wir hier sehen, keinen Pfennig wert." Der Brite Sir William Rootes war der Meinung, dass "das Fahrzeug nicht einmal die grundlegenden technischen Anforderungen erfüllt, die an ein Auto zu stellen sind".

Der Typ 1 war robust, für die "Laternengarage" geeignet und hatte einen luftgekühlten Motor, der weder einfrieren noch überkochen konnte.  Anfangs begnügte er sich mit 1000 cm3 und 25 PS.  Das bedeutete aber Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer.

Die Karosserie saß auf einem Plattformrahmen mit fast unzerstörbaren Drehstabfedern vorn und hinten. Diese Einzelradaufhängung sorgte für einen damals ungewöhnlich hohen Fahrkomfort.  Der einzige Nachteil lag  darin, dass Motor und Getriebe im Heck saßen.  So konnte der Wagen auf glatten Untergrund hinten ausbrechen. Auch die Pendelachsen konnten für unangenehme Überraschungen sorgen: bei hastigen Lenkbewegungen überschlug sich der Käfer gelegentlich.

Sicherheit - damals unbekannt

Am Anfang sprach niemand über Sicherheit.  Der Benzintank saß vorn über den Beinen der Insassen, riss bei Frontalaufprall oft und setzte das ganze Auto in Brand.  Natürlich gab es keine Knautschzonen und der Innenraum war ungepolstert - das sagt eigentlich alles.  Aber der Käfer war günstig in der Anschaffung, im Unterhalt und im Verbrauch.  So wurde er trotz aller Schwächen ein weltweiter Erfolg.  Im Februar 1972 lief die Nummer 15.007.034 vom Band.  Damit war der Weltrekord des Ford T eingestellt.  Inzwischen sind mehr als 20 Millionen vom Typ 1 gebaut worden.  Es gab ihn als Standard, 1200, 1300, 1500,  1302 und 1303.  Von 1949 an gab es alle Modelle auch als Cabriolet.  Im Januar 1978 lief der letzte deutsche Typ 1 in Emden vom Band; in Mexiko wird er aber heute (1999) noch gebaut.

Ein Traum für Baukastenhersteller

Nur wenige Autos können auf So viele Sondermodelle verweisen wie der Käfer.  Am berühmtesten war wohl der Strandbuggy, der im sonnigen Kalifornien entstand und jetzt in aller Welt verbreitet ist.  Es gibt aber auch Sportwagen und andere verrückte Versionen.  Viele Jahre lang hatte der VW sogar seine eigene Rennklasse: die auf dem Typ 1 basierende Formel V,

Ebenfalls auf dem Käfer basiert der im Krieg gebaute Schwimmwagen VW 166.  Er hatte eine wasserdichte Wanne und einen Propeller im Heck. Gelenkt wurde mit den Vorderrädern, an Land wie im Wasser.

VW Käfer und Ford T waren zwei bemerkenswerte Autos, die wirklich die Massen motorisierten.  Sie waren billig und einfach, vor allen Dingen aber zuverlässig.

 

technische Daten 

Typ Typ 1
Motor luftgekühlter Vierzylinder Boxer im Heck
Hubraum 984-1548 cm3
Leistung 25-50 PS
Ventilsteuerung Stößelstangen
Gemischaufbereitung ein Solex-Vergaser
Getriebe Viergang
Antrieb Hinterachse
Länge 4070 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit Drehstabfederung und Querrohren mit Traghebeln 
Aufhängung (hinten) Einzelradaufhängung mit Pendelachse und Drehstabfederung 
Fahrwerk/Karosserie Zentralrohrrahmen mit angeschweißter Plattform
Karosserieformen Limousine oder Cabriolet
Breite 1540 mm
Radstand 2400 mm
Spur (vorn/hinten) 1290/1250 - 1394/1349 mm
Eigengewicht 775 - 1300 kg
Höchstgeschwindigkeit 80 - 140 km/h 
Beschleunigung (0-100 km/h) 20 -38  sek
Gesamtproduktion immer noch im Bau (Mexico)
delprado verlag

zurück           oben