Auf
dem ersten Blick unterschied er sich vom normalen Renault 5 nur durch die
Kotflügelverbreitungen, die breiten Reifen und die merkwürdigen
Lufteinlässe hinter den Türen. Wer unter die Motorhaube blickte, stellte
aber überrascht fest, daß dort kein Motor saß. Der Renault 5 Turbo war
ein kleiner Wolf im Schafspelz.
Im Jahr 1972 stellte Renault den dreitürigen Kleinwagen R5 vor. Entwickelt wurde er von Michel Boue, der aber vor Produktionsbeginn verstarb. Der R5 entwickelte sich zu einem der größten Erfolge überhaupt für Renault. Zusammen mit dem Supercinq wurden zwischen 1972 und 1994 insgesamt 7.347.770 Exemplare gebaut.
Wie sein Vorgänger, der R4, verfügte der R5 über Frontantrieb. Im Gegensatz zum Fiat 127 und VW Golf war der Motor aber nicht quer, sondern längs eingebaut. Zur Einführung konnte der Kunde zwischen drei Motoren wählen: 782 (nur in Frankreich), 845 und 956 cm³. Zwei Jahre später kam ein Motor mit 1289 cm³ dazu, und 1976 folgte ein von Alpine getunter 1400er. Dieser leistete 93 PS und war für eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h gut.
Die ersten R5 hatten noch die altmodische Krückstockschaltung, wurden kurz darauf aber auf Wunsch auch mit Mittelschalthebel angeboten. Später erhielten alle Modelle diesen Schalthebel. 1979 wurde ein Fünftürer vorgestellt, allerdings hatte das spanische Renault-Werk bereits seit 1974 einen Viertürer im Programm.
Im Januar 1979 einigte sich Renault mit American Motors darauf, den R5 in den USA unter der Bezeichnung "Le Car" anzubieten. Schnell stellte man fest, dass größere Wagen sich noch besser verkaufen würden. Renault investierte 300 Millionen Dollar in AMC und ging damit ein langfristiges Engagement ein, das in Modellen wie dem R9, dem Alliance und dem Encore gipfelte.
Der Renault 5 Turbo
Im Jahr 1978 wurde mit dein Renault 5 Turbo ein ganz besonderes Modell vorgestellt. Er hatte nur noch die Karosserie des R5, darunter steckte aber eine ganz andere Konstruktion. Am auffälligsten war der hinter den Sitzen platzierte Motor. Damit wurde aus dem R5 Turbo ein reiner Zweisitzer. Daraus ergab sich auch, dass er der erste Renault seit über zehn Jahren war, bei dem die Hinterachse angetrieben wurde.
Der Renault 5 Turbo war von Vornherein für den Rallyeeinsatz gedacht. Zur Homologisierung mussten aber 400 Straßenfahrzeuge gebaut werden.
Der 1397-cm³ Vierzylinder stammte im Prinzip aus dem von Gordini getunten Renault 5 Alpine, erhielt aber zusätzlich einen Turbolader vom Typ Garrett Research T3 und einen Ladeluftkühler. Der maximale Schub von 680 mbar stand bereits bei 3000 U/min zur Verfügung.
Der Motor leistete in der zivilen Version 160 PS bei 6ooo U/min, in den Rennversionen sogar über 300 PS. Als der Renault 5 Turbo im Lancia 037 einen hartnäckigen Konkurrenten fand, wurde der Hubraum auf 1526 cm³ erhöht. Damit soll er über 550 PS geleistet haben.
Alles aus dem Renault-Baukasten
Die Teile des Turbo stammten von verschiedenen Renault-Modellen. Die Drehstabfederung vorn stammte vom normalen R5, die Hinterradaufhängung vom Alpine A310 V6, die vorderen Scheibenbremsen vom Renault 17, die hinteren vom A310, die Lenkung kam vom Renault 5 Gordini und das Getriebe vom Renault 30 TX.
Bis auf das Dach hatte die Karosserie praktisch keine Stahlteile. Türen und Heckklappe waren aus Aluminium, Kotflügel und Fronthaube
aus GFK und der vordere Spoiler aus Polyurethan. Für weitere Gewichtseinsparung sorgten die um 1 mm dünneren Scheiben und
Leichtmetallfelgen.
Über die Straßenlage merkte ein Journalist kurz an: "Das Ding hat eine unglaublich teuflische Bodenhaftung." In Wettbewerben galt der R5 Turbo als echter Straßenrennwagen.
Im August 1982 wurde der Turbo 2 vorgestellt, von dem mehr als 1300 Exemplare verkauft wurden. Türen und Heckklappe kamen nun vom normalen R5 und bestanden aus ganz gewöhnlichem Stahl.
Der Turbo im Rennen
Der R5 Turbo war zweifellos ein erfolgreicher Sportwagen. Allein 1981 konnte er 31 Rallyesiege verbuchen. Besonders wichtig waren der Sieg von Ragnotti bei der Rallye Monte Carlo und der Gewinn der französischen Rallye-Meisterschaft durch Bruno Saby. 1982 gewann Renault die Korsika-Tour und 59 weitere Rennen. 1983 steigerte sich die Zahl der Siege auf 70, 1984 sogarauf 90.
Der Turbo war eine PR-Waffe für Renault und ein wunderbares Spielzeug für große Jungs. Der Schwede Dag Hogsten schrie über ihn: "Der Turbo ist im Vergleich zum normalen R5 wie ein Maschinengewehr zu einer Steinschleuder."
technische
Daten
|