Renault  4CV                     

technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

Die Geschichte hat zahlreiche Mythen, weil die meisten es so wollen. Die dürre Wahrheit möchte man gar nicht erfahren. Einer dieser Mythen besagt, dass Ferdinand Porsche den Prototyp des späteren Renault 4CV konstruiert haben soll. Das stimmt zwar nicht, aber irgendwie war er schon daran beteiligt.

AIs Hitler Frankreich besetzte, stellte er die Renault-Werke in Billancourt südwestlich von Paris unter die Aufsicht von Prinz von Ulrach (von Daimler-Benz). Während der Besetzung durfte Renault nur Lieferwagen bauen.  Trotzdem entstanden verschiedene Prototypen, darunter ein Kleinwagen mit einem 760-cm3-Heckmotor.

Der Prototyp des 4CV sah wirklich stark nach Porsche aus.  Der 4CV-Prototyp von 1942/43 war zwar nicht gerade eine Kopie, ähnelte aber doch stark dem VW-Prototypen von 1936.

Teil des Mythos ist die Tatsache, dass Ferdinand Porsche und sein Schwiegersohn Dr. Piëch 1945 (laut Richard von Frankenberg) nach Baden-Baden gerufen wurden, um angeblich an der Entwicklung eines französischen Volkswagens mitzuwirken.  Dort wurde Porsche aber ohne Angabe von Gründen verhaftet und nach Paris gebracht, wo er sich in einer kleinen Wohnung in der Villa von Louis Renault relativ frei bewegen konnte.

Die ersten Versuchsträger des 4CV waren damals bereits fertig gestellt.  Die Ingenieure von Renault waren damit aber nicht zufrieden und baten Porsche um Rat.  Besonders mit der Aufhängung hatten sie ihre Probleme. 1947 kehrte Porsche nach Deutschland zurück.  Selbst wenn Porsche das ganze Auto konstruiert hätte, die Franzosen hätten das niemals zugegeben.

Fernand Picard - Vater des 4CV

Als Louis Renault, der 1897 die Renault-Werke gegründet hatte, wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen 1944 verhaftet worden war, wurde ein neuer Direktor ernannt.  Er stammte aus den Reihen der Resistance und hieß Pierre Lefaucheux.

Im Februar 1945 wurde Renault dann verstaatlicht und in Regie National des Usines Renault umbenannt.  Lefaucheux entschied, den Prototypen mit Heckmotor so schnell wie möglich weiterzuentwickeln.  In der Zwischenzeit sollte die Produktion des Vorkriegsmodells Juvaquatre wieder aufgenommen werden.

Trotz der Verbindungen zu Porsche war der 4CV ein Kind des stellvertretenden Forschungsleiters von Renault, Fernand Picard, der seine Ideen bereits vor dem Krieg vorgestellt hatte.

Bei Renault glaubten viele nicht an das Projekt.  Sie hielten den 4CV für zu klein, zu neu und zu ungewöhnlich.  Lefaucheux war aber ein Mann mit Weitblick.  Er ahnte den künftigen Materialmangel voraus und er wusste auch, dass Benzin zunächst knapp und teuer sein würde.  Tatsächlich endete die Rationierung erst 1949.

Im September 1946 wurde der 4CV offiziell auf dem Pariser Salon vorgestellt -ein bemerkenswerter Kleinwagen, einer der kleinsten Viertürer seiner Zeit.  Er war nur 3610 mm lang, hatte einen Radstand von 2100 mm, einen 760cm3 -Motor mit 19 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h.  Die Franzosen mussten aber bis zum Juli 1947 auf ihren neuen Liebling warten.  Die Produktion lief zunächst sehr langsam an.  Aber bereits 1949 konnte Renault 83107 Autos bauen, die meisten davon waren 4CV Bis zum Produktionsende im Jahr 1961 wurden insgesamt 1.105. 543 Exemplare des 4CV gebaut.

Kleine Änderungen

Wie alle guten Konstruktionen wurde der 4CV über seine lange Bauzeit kaum verändert.  Die meisten Veränderungen betrafen den Motor, dessen Hubraum 1951 auf 747 cm3 reduziert wurde, damit er an Rennen in der 750- cm3-Klasse - teilnehmen konnte.  Die Leistung betrug nun 21 PS. 1953 erschien der Sportmotor R1063.  Mit der enormen Leistung von 42 PS stieg die Höchstgeschwindigkeit auf 115 km/h.  Natürlich war damit auch die Beschleunigung wesentlich besser.  Der kleine Wagen beschleunigte nun in 15 Sekunden von 0 auf 80 km/h.  Der erste 4CV hatte noch 38 Sekunden benötigt.

Viele kleine Hersteller bauten Sportwagen auf der Basis des 4CV, so zum Beispiel Alpine, Autobleu, Brissoneau, Ferry, Mialle, Rosier und V.P Sie nahmen oft am Rennen in Le Mans teil, konnten sich aber gegen ihren Erzrivalen, den Dyna Panhard, nie so recht in Szene setzen.

Viel besser war der 4CV bei Langstreckenrennen wie der Mille Miglia, wo er zwischen 1952 und 1957 jedes Jahr den Klassensieg holte.  Außerdem erzielte der 4CV Klassensiege 1949, 1950, 195 1, 1953 und 1956 bei der Rallye Monte Carlo, 1952 und 1954 beim Coupe des Alpes und 1952 bei der Tour de France.

Das Ende

1961 schließlich wurde die Produktion des 4CV eingestellt.  Mit dem Dauphine hatte Renault den Nachfolger bereits präsentiert.  Er war der erste französische Wagen, von dem mehr als 2 Millionen Exemplare verkauft worden waren.

technische Daten 

Typ 4CV, 1948
Motor wassergekühlter Vierzylinder Heckmotor
Hubraum 760 cm3
Leistung 19 PS bei 4000 U/min
Ventilsteuerung hängende Ventile
Gemischaufbereitung ein Solex-Fallstromvergaser
Getriebe Dreiganggetriebe
Antrieb Hinterachse
Länge 3610 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung, Querlenker mit  Schraubenfedern 
Aufhängung (hinten) Schwingachse mit Schraubenfedern
Fahrwerk/Karosserie selbst tragend
Karosserieformen Limousine oder Cabrio-Limousine
Breite 1430 mm
Radstand 2100 mm
Spur (vorn/hinten) 1190/1190 mm
Eigengewicht 560 kg
Höchstgeschwindigkeit 92 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) ca. 38 sek
Gesamtproduktion 1105543 Stück
delprado verlag

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