Mercury Cougar

technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

Als Lee Iacocca seinen liebsten Traum im August 1962 endlich verwirklichen konnte, handelte es sich um einen kleinen Sportwagen namens Cougar. Dabei blieb es aber nicht. Aus diesem Wagen wurde schließlich der Mustang, und der Name Cougar geriet zunächst einmal in Vergessenheit.

Die Marke Mercury wurde 1939 auf Initiative von Henry Fords Sohn Edsel eingeführt.  Dessen Name war später mit einem der größten Flops der Automobilgeschichte verbunden.  Aber als der Edsel 1957 herauskam, war Edsel Ford schon fast 14 Jahre tot.

Die Marke Mercury wurde eingeführt, um die Lücke zwischen dem Ford V8 De Luxe und dem Lincoln Zephyr V12 zu schließen (Lincoln gehörte ja seit 1922 zum Ford-Konzern).  Der Ford V8 war eher preiswert, während der Lincoln sich im oberen Segment der Mittelklasse befand.  Ford wollte verhindern, dass die potenziellen Kunden sich für einen Pontiac oder Buick entschieden.

Edsel Ford war entschlossen, diese Lücke zu füllen.  Zunächst verfolgte er die Idee eines "Super-Ford", aber dann ließ er diesen Gedanken fallen und wollte dem neuen Wagen einen eigenen Namen geben.  Unter den 103 Vorschlägen, die ihm vorgelegt wurden, entschied er sich für "Mercury".

"Kompaktwagen" und "Pony-Cars"

Ende der 50er Jahre wurde der US-Markt für Mittelklassewagen immer kleiner.  Die Amerikaner wollten offensichtlich nur Straßenkreuzer.  Schließlich war damals der Benzinpreis im Gegensatz zu heute überhaupt kein Thema.  Es gab aber auch Leute, die lieber einen Kleinwagen wollten.  Da wirkte sich der Einfluss der europäischen Importmodelle aus.  Wenn der Familienvater Cadillac fuhr, brauchte die Frau nicht auch noch einen.  Sie wollte ein kleineres Modell, was die US-Autokonzerne zum Nachdenken brachte.

Ende 1959 führte Ford den kompakten Falcon ein, um mit dem Chevrolet Corvair und dem Plymouth Valiant konkurrieren zu können.  Wenige Monate später wurde diese Klasse durch den Mercury Comet komplettiert, bei dem es sich um eine Luxusausgabe des Falcon handelte.

Der Ford Mustang

Lincoln und Mercury hatten schon vor dem Erscheinen des Ford Mustang an einem eigenen kleinen Sportwagen gearbeitet.  Als der Mustang 1964 erschien, wurde das Projekt zunächst einmal zu den Akten gelegt, aber bereits 18 Monate nach der Einführung des Mustang bat Lee lacocca die Techniker von Mercury um die Entwicklung eines sportlichen Coupé.  Interessant war die Tatsache, dass der erste Prototyp des Mustang noch einen schleichenden "Cougar" (Puma) im Kühlergrill führte.  Der Vorstand entschied sich aber schließlich für den galoppierenden Mustang.

Anfangs basierte der Cougar noch stark auf Mustang-Elementen.  Daraus ergab sich aber kein brauchbares Design, so dass John Aiken, der damalige Leiter des Designstudios von Lincoln-Mercury, schließlich eine ganz neue Karosserie aus der Struktur des Mustang entwickeln ließ.  Nun wollte man ein luxuriöses Sportcoupé bauen und es zwischen dem "billigen" Mustang und dem größeren und luxuriöseren Thunderbird platzieren.

Die Karosserie, die im Februar 1965 genehmigt wurde, hatte einen geteilten Kühlergrill mit scharfen, nach vorn ragenden Lamellen, die in der Mitte durch eine Blechschnauze unterbrochen wurden.  Die Scheinwerfer waren verdeckt und die Stoßstangen an den Enden hoch gezogen, wo sie auf die scharfen Vorderkanten der Kotflügel trafen.  Die gesamte Front wirkte sehr aggressiv und erinnerte manche Betrachter an einen Elektrorasierer.

Starker Einfluss aus Europa

Bei der Gestaltung des lnnenraums ließen sich die Designer unter der Leitung von Buz Grieslinger stark vom europäischen Stilempfinden inspirieren, und ganz besonders vom Jaguar Mark X.

1986 erinnerte sich John Aiken: "Europäisches Design ist heutzutage ein Schlagwort, fast gleichbedeutend mit gutem Geschmack.  Vor 20 Jahren war es für uns aber noch ein kühnes Unterfangen, eine neue Richtung ... Wir sahen uns den Jaguar an und fragten uns: Wo liegt sein Geheimnis?'."

Das Armaturenbrett des 1967er Mercury Cougar XR-7 hatte leicht abzulesende Instrumente, sportliche Kippschalter und sogar etwas Furnier aus Walnussholz-Imitat.

Ein interessantes Merkmal der Karosserie waren die unterteilten Heckleuchten, die über das ganze Heck gingen und sich hinter verchromten Streifen verbargen.  Der Cougar erbte sie vom "Buck-Rogers"-T-Bird von 1965/66.  Einige Leute mochten sie, andere hielten sie eher für Reklameleuchten einer Hamburger-Bar.

Der naheliegendste Name für das neue Modell war Cougar, aber es gab auch andere Vorschläge, darunter S-77, Apollo, Sceptre, Lido usw.  Der letzte war übrigens Lee lacoccas wirklicher Vorname.

Bei seiner Einführung wurde der Cougar mit drei verschiedenen V8-Motoren angeboten.  Es gab zwei 4,7-l-Motoren mit 200 bzw. 225 PS und einen 6,4 l mit 320 PS.  Von 1968 an gab es auch Hochleistungsversionen, den GT mit 325 PS und den GTE mit 390 PS.  Im Mai 1969 wurde der Cougar Eliminator vorgestellt, auf Wunsch mit dem Boss-302-Motor aus dem Boss Mustang. 1970 musste die Produktion des Eliminator aber auf Grund der verschärften Abgasbestimmungen eingestellt werden.  Von 1974 an trug eine sportliche Coupéversion des Montego den Namen Cougar.  Auch heute wird er noch benutzt.

technische Daten 

Typ Cougar XR-7, 1967
Motor Frontmotor, V8
Hubraum 4,7 l
Leistung 200, 225 oder 320 PS
Ventilsteuerung hängende Ventile, Stößelstange
Gemischaufbereitung Autolite-Doppel- oder Vierfachvergaser
Getriebe Drei- bzw. Viergang oder Automatik
Antrieb Hinterachse
Länge 4834 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Querlenkern
Aufhängung (hinten) Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und halbelliptischen Blattfedern
Fahrwerk/Karosserie selbst tragend
Karosserieformen Hardtop-Coupé
Breite 1810 mm
Radstand 2819 mm
Spur (vorn/hinten) 1485/1485 mm
Eigengewicht 1368 kg
Höchstgeschwindigkeit 170 - 190 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) ca.15 sek
Gesamtproduktion 27221 XR7 im Jahr 1967
delprado verlag

zurück           oben