Lancia Stratos |
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geschrieben von: |
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Bengt Ason Holm |
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Member of the Guild of Motoring Writers |
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Am
Bertone-Stand beim Turiner Automobilsalon 1970 diente er nur als
Blickfang. Doch es wurde ein erfolgreiches Rallye-Fahrzeug daraus, das
Lancia drei Weltmeisterschaften einbrachte. Der
erste Lancia, der sich bei Rallye behaupten konnte, war der B20, später
kam der Aurelia 2500 GT. Das war in der 50er Jahren – 1966 knüpfte dann
der Fulvia HF ab die Erfolge seines Vorgänger an. Er hatte einen V4-Motor
mit 1,2 l bis 1,6 l Hubraum. Schon in der Standardausführung war das
kleine Coupé gut für 180 km/h. 1969
wurde der Schwede Harry „Sputnik“ Kallström darauf Europameister un
dim Jahr 1973 holte der Italiener Sandro Munari den gleichen Titel. 1972
und 1974 gewann Lancia sogar die Markenweltmeisterschaft. Der
Lancia Stratos gibt seinen Einstand 1974
setzte Lancia den eleganten Beta bei Rallyes ein, der aber nur eine
Nebenrolle spielen sollte, denn inzwischen war auch der Rallyewagen, der
Stratos, einsatzbereit. Wie
gesagt, war der Stratos zunächst nur als Blickfang und nie für die
Rennstrecke gedacht gewesen. Geschaffen wurde die Karosserie von dem
jungen Marcello Gandini, der später auch den Miura, den Countach und den
Diablo für Lamborghini zeichnete. Als Unterbau diente die Bodengruppe des
Lancia 1,6 HF Coupé. Wegen der extremen Keilform musste der Motor quer
hinter dem Passagierabteil eingebaut werden. Ein
Mann mit Visionen
Als
Lancias Rennleiter Vesar Fiorio das erstaunliche kleine Coupé zum ersten
mal sah, wusste er, dass daraus ein erfolgreicher Rallyewagen werden
konnte. Im
Jahr 19972 wurde der Stratos komplett umgebaut. Die gesamte Front wurde geändert,
um eine bessere Sicht nach vorn zu ermöglichen. Als um die Wahl des
Triebwerkes ging, war Fiorio klar, dass der V4 aus dem Fulvia schon
bessere Tage erlebt hatte. Was er wollte, waren der von Fiat gebaute
2,4-l-V6 und das Fünfganggetriebe aus dem Ferrari Dino 246. War kein
Problem, denn Fiat hatte neben Lancia auch Ferrari gekauft. Der
technische Leiter Pierro Gobatto, der vorher für Ferrari am Dino
gearbeitet hatte unterstützte das Projekt und sorgte dafür, dass die Führung
bei Lancia grünes Licht gab. Für den Turiner Automobilsalon 1971 ein
Prototyp gebaut, der beim Publikum auf viel Begeisterung stieß. Es hoffte
auf einen italienischen Rennwagen, und Lancia schien es ernst zu meinen. Stahlrohrrahmen
mit Kunststoffkarosserie
Der
neue Stratos hatte einen stabilen Stahlrohrrahmen, die Karosserie dagegen
bestand aus Kunststoff.
Die Front fiel genau
so flach ab wie beim ersten Stratos, hatte nun aber genug Platz
unter der Haube für ein Reserverad, einen Kühler und zwei
thermostatgesteuerte Lüfter. Die
zwei Seitenfenster aus Plexiglas waren weit nach innen gezogen und konnten
deshalb auch bei hoher Geschwindigkeit geöffnet werden, ohne die
aerodynamischen Eigenschaften zu verschlechtern.
Die große Windschutzscheibe wurde aus einem zylindrischen Glaskörper
geschnitten, um Verzerrungen zu vermeiden. Am
hinteren Ende des Daches saß ein Kunststoffspoiler, der die Luftströmung
am Heck auf den Heckspoiler leitete, um so viel Druck wie möglich auf der
Hinterachse zu erzeugen. Fünf
PS weniger als der Dino
Die
Motorhaube im Heck wurde geöffnet, indem man zwei Lederbänder löste und
sie ganz nach hinten klappte.
Der 2,4-l-Motor von Ferrari hatte eine Leistung von 190 PS bei 7400
U/min. Es
gibt Gerüchte, die besagen, dass es Lancia untersagt war, mehr Leistung
aus dem Motor zu holen als Ferrari beim Dino.
Dieser hatte 195 PS. Das
Heckfenster war mit schwarzen Kunststoffjalousien abgedeckt, die nicht
gerade zu einer besseren Sicht beitrugen. Die
Räder waren vorn und hinten einzeln aufgehängt.
An der Hinterachse kamen Federbeine wie beim Beta, Querlenker und
einstellbare Stabilisatoren zum Einsatz. Der
Stratos war der König
Auf
den Rallyestrecken war der Stratos dann fast unschlagbar.
Die Wettbewerbsversionen leisteten etwa 240 PS.
Der erste große Sieg kam 197 3, als Munari/Mannucci die Tour de
France gewannen.
Danach gewann der großartige Sandro Munari, der inzwischen für
Lamborghini arbeitet, dreimal nacheinander die Rallye Monte Carlo: 1975,
1976 und 1977. 1974, 1975 und 1976 gewann Lancia auch die
Weltmeisterschaft. 1975
wurde die Lancia Squadra Corse von der italienischen Fluggesellschaft
Alitalia gesponsert und hatte neben den Fahrern und Beifahrern 21
Angestellte, fünf Stratos, fünf weitere in Reserve und außerdem vier
Beta Coupés plus Reservefahrzeuge. Als
die Ära des Stratos 1979 zu Ende ging, hatte er 14 WM-Rallyes und 68
andere internationale Rennen gewonnen. 1980 wurde der Stratos durch das
aufgeladene Lancia Rally Coupé abgelöst.
Und wie zu erwarten war, ist der Stratos heute ein echtes Sammlerstück. |
Typ | Lancia Stratos, 1971-1979 |
Motor | V6-Mittelmotor, quer eingebaut |
Hubraum | 2,4 l |
Leistung | 190 PS bei 7000U/min (Serie) |
Ventilsteuerung | doppelte oben liegende Nockenwelle |
Gemischaufbereitung | Benzineinspritzung |
Getriebe | Fünfganggetriebe |
Antrieb | Hinterachse |
Länge | 3710 mm |
Aufhängung (vorn) | Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Querlenkern |
Aufhängung (hinten) | Einzelradaufhängung mit Querlenkern und Federbeinen |
Fahrwerk/Karosserie | Stahlrohrrahmen |
Karosserieformen | Coupé aus Kunststoff |
Breite | 1753 mm |
Radstand | 2184 mm |
Spur (vorn/hinten) | 1422/1448 mm |
Eigengewicht | 870 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 5,9 sek |
Gesamtproduktion | 492 Stück |
delprado verlag |