Lamborghini Miura |
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geschrieben von: |
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Bengt Ason Holm |
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Member of the Guild of Motoring Writers |
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Jede
Automobilschau hat ihren eigenen Star. Der Genfer Salon 1966 war da keine
Ausnahme. Er hatte sogar einen besonders glanzvollen Star. Es handelte
sich um den Lamborghini Miura, der die Kenner überraschte und bei Ferrari
für einen Schock sorgte. Kaum jemand glaubte aber, dass er jemals auf die
Straße kommen würde. Angeblich soll Ferruccio Lamborghini
einen eigenen Sportwagen gebaut
haben, weil er von seinem
Ferrarl so enttäuscht war. Ob
es tatsächlich so war, mag dahingestellt bleiben.
Lamborghini jedenfalls war ein reicher Industrieller, der
Traktoren, Ölheizungen und Klimaanlagen baute.
Um diese Produkte bekannt zu machen, wollte er den perfekten Sportwagen bauen. Sein
erstes Auto, der 350 GTV, hatte einen 3,5-l V12-Motor von Giotto
Bizzarrini und eine Karosserie von Bertone.
Der 350 GTV wurde im Mai 1963 in Turin präsentiert, stieß aber
mit seinen Linien auf Kritik. Daraufhin
wurde die Karosserie von Touring überarbeitet.
Der Verkauf ließ sich trotzdem nur schleppend an.
Anscheinend glaubte niemand so recht, dass ein Traktorenhersteller
einen Sportwagen bauen konnte. 1964
begannen die Arbeiten an einem neuen Modell, das Lamborghini in aller Welt
bekannt machen sollte. Die Männer
hinter diesem Projekt waren Gianpaolo Dallara, Paolo Stanzani und der
Neuseeländer Bob Wallace. Das
Trio wollte Lamborghini auch zur Teilnahme an Rennen überreden.
Ohne sein Wissen arbeiteten sie in ihrer Freizeit am Projekt P400. Das
auffälligste Merkmal dieses Autos war aber der 3,9 l große V12, der wie
beim Mini quer eingebaut war, hier allerdings vor der Hinterachse.
Der Motor war nämlich so lang, dass er längs nicht in den
Motorraum passte. Mit dem
normalen Getriebe wäre er aber wiederum zu breit geworden.
So folgte man erneut der Philosophie von Alec Issigonis und setzte
das Getriebe in den Ölsumpf unterhalb des Motors. Als
Lamborghini den Wagen sah, war er schon interessiert, aber nicht an
Rennen! Stattdessen wurde das
Chassis mit dem Mittelmotor bei der Turiner Automobilschau 1965 gezeigt. Rechtzeitig
für den Genfer Salon im März 1966 erhielt das Auto auch eine wunderschöne
Karosserie, gezeichnet von Marcello Gandini bei Bertone.
Der Name Miura geht auf Don Eduardo Miura zurück, einen berühmten
Züchter von Kampfstieren. Lamborghini wurde selbst im Sternzeichen des Stier geboren
und hielt dieses kraftstrotzende Symbol für ganz besonders geeignet, um
gegen das springende Pferd von Ferrari anzutreten. Viele
Besucher kamen an den Stand von Lamborghini und mussten zu ihrer Enttäuschung
erfahren, dass Lamborghini keine Serienproduktion geplant hatte.
Nach diesem Erfolg kam er aber ins Grübeln.
Das Werk überarbeitete die Konstruktion und begann mit dem Einkauf
der nötigen Teile. Die größten
Probleme des Prototypen waren der Lärm und die Hitze des großen Motors.
Gegen die Überhitzung man sich mit einer Jalousie, die anstelle
des ursprünglichen Heckfensters aus Plexiglas eingebaut wurde.
So wurde der Motor gekühlt, der Durchblick nach hinten ging nicht
ganz verloren. Der erste
Miura wurde im März 1967 ausgeliefert.
Schon bald wurde er zum unübertroffenen Statussymbol bei Filmstars
und anderen Prominenten. Zu
den bekanntesten Besitzern Walter Wolf, der den kanadischen Grand Prix
gesponsert hatte und später seinen eigenen Rennstall gründete.
Er besaß viele Lamborghinis und ließ sich sogar drei Jahre nach
dem Ende der Produktion einen Miura aus Ersatzteilen bauen Ein
noch besserer Miura Im
Januar 1969 kam ein stärkerer Miura heraus.
Der Miura S hatte 370 PS. Er
konnte auch mit Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern geordert
werden. Zwei Jahre später
folgte der SV mit modifizierten Vergasern und einer Leistung von 385 PS
bei 7850 U/min. Leider musste
die Produktion 1972 eingestellt werden, als gerade die meisten Mängel
beseitigt waren. Inzwischen
hatte man ja den aufsehenerregenden Countach präsentiert.
Dieser kam aber erst 1974 auf den Markt, so dass man noch etliche
Exemplare des Miura hätte verkaufen können.
Insgesamt waren es deshalb nur 475 Miura, 140 Miura S und 150 Miura
SV. Für ein internationales
Bleizink-Forschungsinstitut wurde ein einzelner Roadster gebaut, bei dem
so viele Teile wie möglich aus Zink bestanden. Mit
dem Miura konnte sich Lamborghini als einer der fahrenden Sportwagenbauer
etablieren. Ihm folgten der
Countach und der Diablo, die die Tradition im Werk in Sant'Agata Bolognese
aufrechterhielten. |
Typ | Miura, Miura S und Miura SV |
Motor | V-12, quer vor der Hinterachse eingebaut |
Hubraum | 3,9 l |
Leistung | 350 PS bei 7000 U/min (SV: 385 PS) |
Ventilsteuerung | je zwei oben liegende Nockenwellen |
Gemischaufbereitung | 4 Weber Vergaser |
Getriebe | Fünfgang |
Antrieb | Hinterachse |
Länge | 4370 mm |
Aufhängung (vorn) | Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreieckquerlenker und Schraubenfedern |
Aufhängung (hinten) | Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreieckquerlenker und Schraubenfedern |
Fahrwerk/Karosserie | Kastenrohrrahmen |
Karosserieformen | Coupé |
Breite | 1753 mm |
Radstand | 2489 mm |
Spur (vorn/hinten) | 1412 mm |
Eigengewicht | 980 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 280 - 290 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) | ca. 6,3 sek |
Gesamtproduktion | 765 Stück |
delprado verlag |