Lamborghini Countach  

      technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

Es soll immer wieder Autos gegeben haben, die nur deshalb gebaut wurden, weil irgend jemand mit seinem neu gekauften nicht zufrieden war. Ob das wirklich stimmt, ist schwer zu beweisen, denn Unzufriedenheit allein genügt nicht – man muss auch die finanziellen Möglichkeiten haben.

Ein Mann, der genügend Geld hatte, war der italienische Industrielle Ferruccio Lamborghini  Er hatte sein Geld unter anderem mit dem Bau von Traktoren verdient.  Ob er wirklich mit seinem neu erworbenen Ferrarl unzufrieden war, werden wir wohl nie erfahren, aber die Lamborghini-Fans in aller Welt haben keinen Zweifel daran.

Der entscheidende Grund für den Bau eines Sportwagens war wohl, dass Lamborghini schon lange von dem Gedanken besessen war, einen solchen Wagen als Werbung für seine anderen Produkte zu benutzen.

Der Stier im Wappen auf dem Kühler ist auf das Sternzeichen von Lamborghini zurückzuführen.  Aber auch hier gibt es einen Mythos: Lamborghini soll den Stier gewählt haben, um seine Abneigung gegen das springende Pferd von Ferrari auszudrücken.

Der erste Prototyp von Lamborghini war der 330 GTV, der 1963 auf dem Turiner Autosalon gezeigt wurde.  Der Wagen war aber kein Erfolg, und die Bertone-Karosserie musste von Touring überarbeitet werden (wahrscheinlich einer der wenigen schlechten Entwürfe von Bertone).  Dieses Modell wurde schließlich als 350 GT angeboten.

Der Miura

Im Jahr 1964 begann die Entwicklung des Modells, das Lamborghini weltberühmt machen sollte.

Das war der Miura, benannt nach dem Spanier Don Eduardo Miura, einem bekannten Züchter von Kampfstieren.

Ohne das Wissen von Ferruccio Lamborghini machten sich drei Männer (Gianpaolo Dallara, Paolo Stanzani und der Neuseeländer Bob Wallace) in ihrer Freizeit an die Entwicklung eines Sportwagens mit einem quer eingebauten V12.  Sie wollten Lamborghini dazu bringen, einen Rennwagen zu bauen.

Der Countach

Neben dem Miura baute Lamborghini so großartige Sportwagen wie den Espada, Isolero, Jarama und Urraco.  Doch allen fehlte das Besondere, das Charisma des Miura.

In der Zwischenzeit wurde bei Lamborghini natürlich auch an einem Nachfolger für den Miura gearbeitet.  Hier entstand ein weiterer Mythos: Als ein Angestellter den Prototypen zum ersten Mal sah, soll er spontan "Countach" ausgerufen haben, ein piemontesischer Ausdruck für "fantastisch".

Der Prototyp hatte eine Karosserie von Bertone und sorgte beim Genfer Salon 1971 für viel Aufsehen.  Die anwesenden Journalisten hielten ihn aber mehr für eine Stilübung und waren völlig überrascht, als der Countach drei Jahre später tatsächlich in die Serienproduktion ging.

Der Prototyp war verblüffend, aber meilenweit von der späteren Serienversion entfernt.  Die Karosserie, entworfen bei Bertone von Marcello Gandini, war absolut extrem, ja fast schon brutal geraten.

Das Auto war sehr flach und breit.  Neben den winzigen hinteren Seitenfenstern saßen große Lufteinlässe für den Motor.  Die Sicht nach hinten war so gut wie nicht vorhanden.  Das spielte aber keine Rolle - den Countach sollte sowieso niemand überholen.

Ein besonders spektakuläres Detail waren die 45° nach oben öffnenden Türen.  Sie waren für die Fotografen seinerzeit ein schönes Motiv.

Getriebe vor dem Motor

Der Rahmen war ein komplizierter Käfig aus verschweißten Stahlrohren.  Er wurde bei Marchesi in Modena gebaut und bei Lamborghini mit Aluminium- und GFK-Platten verstärkt.

Die Karosserie bestand aus Aluminiumplatten, die für jeden einzelnen Wagen speziell angefertigt wurden.  So konnte man im Falle eines Unfalls nicht einfach zu einem Händler gehen und neue Teile bestellen.  Sie mussten speziell angefertigt werden – wahrhaftig kein preiswertes Vergnügen!

Der Countach war ein echter Mittelmotorwagen, d.h. der Motor saß vor der Hinterachse.  Um für den riesigen V12 Platz zu schaffen, waren die Konstrukteure gezwungen, das Getriebe vor den Motor zu setzen.  So kam es, dass zwischen Fahrer und Beifahrer eine große Trennwand saß, hinter der sich das Getriebe verbarg. Dafür hatte der Countach aber auch eine perfekte Gewichtsverteilung.

Der Motor des ersten Countach (LP 400) hatte einen Hubraum von 3,9 l und leistete 375 PS bei 8000 U/min. 1982 erschien der noch stärkere LP 500 mit einem 4,8-l-Motor.  Die letzte Version war der QV (Quattrovalvole Vierventiler).  Der inzwischen 5,2 l große Motor brachte in dieser Version 455 PS auf die Straße.  Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 295 km/h und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h bei fünf Sekunden. 1, 2, 3, 4, 5 ...

Der letzte Countach verließ das Werk am 5. Juli 1990.  Insgesamt wurden 1831 Exemplare gebaut.  Der Nachfolger des Countach ist der Diablo.

technische Daten 

Typ Countach QV, 1986-1990
Motor V-12, quer vor der Hinterachse eingebaut
Hubraum 5,2 l
Leistung 455 PS bei 7000 U/min 
Ventilsteuerung je zwei oben liegende Nockenwellen
Gemischaufbereitung 6 Weber-Vergaser 44 DCNF
Getriebe Fünfganggetriebe
Antrieb Hinterachse
Länge 4200 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreiecksquerlenkern und Schraubenfedern
Aufhängung (hinten) Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreiecksquerlenkern und Schraubenfedern
Fahrwerk/Karosserie Kastenrohrrahmen
Karosserieformen Coupé
Breite 2000 mm
Radstand 2500 mm
Spur (vorn/hinten) 1535/1605 mm
Eigengewicht 1490 kg
Höchstgeschwindigkeit 295 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 5 sek
Gesamtproduktion 1851 Stück 
delprado verlag

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