Citroën 11CV |
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Am
18. April 1934 stellte Citroën offiziell sein erstes Auto mit
Frontantrieb vor. Nie zuvor hatte die Welt ein Serienmodell mit so vielen
fortschrittlichen Konstruktionsmerkmalen gesehen. Besonders bemerkenswert
war sie Tatsache, dass das neue Auto in extrem kurzer Zeit entwickelt
wurde. Der neue Citroën wurde ein Synonym für den Frontantrieb – der
sich ja inzwischen voll und ganz durchsetzen konnte Im
März 1933 forderte André Citroën von seinen Technikern die Entwicklung
eines neuen Modells mit dem Codenamen PV: petite voiture (Kleinwagen). Er
sollte klein werden, 7 Steuer-PS und vier Türen haben, 850 kg wiegen, über
eine selbst tragende Karosserie, Frontantrieb und eine Höchstgeschwindigkeit
von 100 km/h verfügen. Das Ganze sollte in großer Serie gebaut werden, in anderen
Worten: absolut revolutionär! Citroën
wollte außerdem ein automatisches Getriebe, wie er es Mitte der 20er
Jahre auf dem Pariser Salon bei einem Voisin gesehen hatte.
Wegen zahlreicher Probleme musste dieser Traum aber aufgegeben
werden-, statt dessen wurde in Rekordzeit ein handgeschaltetes
Dreiganggetriebe entwickelt. Es zählte zwar nicht zu den Besten seiner Art, sollte aber
den "Traction Avant" bis zu seinem Ende im Jahr 1955 begleiten. Das
neue Auto nahm allmählich Form an. Es
hatte eine für seine Zeit ungewöhnliche selbst tragende Karosserie.
Die meisten Autos der 30er Jahre hatten schließlich noch einen
stabilen Rahmen mit Querträgern. Motor,
Getriebe und Hinterachse saßen in einem Hilfsrahmen, auf den die
Karosserie geschraubt wurde. Das
Chassis des Citroën bestand nur aus Blech und war trotzdem stabil genug.
Der übliche Leiterrahmen wurde also gar nicht benötigt. Im
März 19,34 wurde der neue Wagen erstmals außerhalb des Werks vorgeführt.
Besonders künftige Geldgeber sollten beeindruckt werden, denn
Citroën hatte damals schwere finanzielle Probleme.
Die Vorführung war offensichtlich erfolgreich, denn am 3. Mai des
gleichen Jahres stand der Wagen bereits zum Verkauf. Die
Straßenlage war für damalige Verhältnisse hervorragend.
Der Frontantrieb sorgte zusammen mit dem niedrigen Schwerpunkt für
einen fast perfekten Ausgleich zwischen Vorder -und Hinterachse.
Das Fehlen des üblichen Mitteltunnels schaffte viel Fußraum.
Wichtig war auch die Tatsache, dass der Motor umgedreht eingebaut
wurde, so dass das Getriebe mit der Vorderachse auf einer Höhe lag. Zahlreiche
Kinderkrankheiten Bald
schon zeigten sich aber Mängel, die zu zahllosen Pannen führten.
Die meisten Probleme hatte man mit den Antriebswellen.
Sie mussten immer wieder umkonstruiert werden, bis sie endlich zur
allgemeinen Zufriedenheit funktionierten.
Oft brachen auch die unteren Träger der Aufhängung, die Drehstäbe
klemmten, die Bremsen versagten gelegentlich, die Motoren wurden zu heiß,
die Handbremse erfüllte ihre Funktion kaum und die Chassis rissen an
verschiedenen Stellen ein. Dazu
kam auch noch die moderne Konstruktion mit dem
umgedreht
eingebauten Motor, dem Frontantrieb und der selbst tragenden
Karosserie, die viele Mechaniker einfach überforderte.
Darunter musste der Ruf von Citroën natürlich leiden. Der erste 1,3-l-Motor
war mit seinen -32 PS einfach zu schwach und musste bald einer
1,5-1Maschine weichen, die immerhin 35 PS leistete.
Das war schon eine Verbesserung, aber später gab es sogar einen
1,6 l mit 36 PS und als Krönung einen 1,9-l-Motor mit 46 bzw. 56 PS. Drei
verschiedene Radstände Drei
verschiedene Radstände standen zur Auswahl: 291 cm, 309 cm3oder
327 cm. Die kürzeste Version
kam beim 7CV und beim 11CV Legère Sport zum Einsatz.
Zu den verschiedenen Karosserietypen zählten eine geschlossene
viertürige Limousine, ein Cabriolet und ein Coupé. Auf
dem mittleren Radstand stand der Typ Normale, für den es die gleichen
Karosserien gab. Der längste
Radstand blieb dem Familiale vorbehalten, der Platz für bis zu neun
Passagiere bot. Ihn gab es
auch als Commerciale, einem frühem Kombiwagen. Die
zahlreichen Modelle wirken auf den ersten Blick verwirrend, aber es gibt
Details, die das Modelljahr verraten. 1938 gab es neue Räder und ab 1947
dünne Luftschlitze an den Seiten der Motorhaube anstelle der früheren
Klappen. 1952 gab es einen richtigen Kofferraumdeckel und die
Scheibenwischer wanderten von unten an die obere Kante der
Windschutzscheibe. Dazu kamen
eine neue Instrumententafel, graue Polster und Blinker anstelle der
beweglichen Winker. Der
11CV entwickelte sich allmählich zu einem beliebten Mittelklassewagen mit
ausgezeichneten Fahreigenschaften. Trotz
der bescheidenen Motorleistung
sorgte die exzellente Straßenlage dafür, dass er zahlreiche Rallyes
gewinnen konnte. Ein
Citroën mit V8-Motor 1938
wurde auf dem Pariser Salon eine größere Version des 11CV vorgestellt.
Dieser 22CV hatte einen 3,8-l-V8.
Im Prinzip hatte man hier zwei Motoren aus dem 11CV gekoppelt.
Die Leistung lag bei 100 PS, aber die Straßenlage war so schlecht,
dass es nie zu einer Serienfertigung kam. 1938
wurde auch der 15CV vorgestellt. Er
ähnelte dem 11CV Normale, hatte aber einen Sechszylindermotor.
Die Motorhaube war länger und der Innenraum luxuriöser
ausgestattet. Den 15CV konnte
man mit zwei verschiedenen Radständen erhalten, 309 cm oder 327 cm. 7, 11 and 15CV wurden
über 20 Jahre lang gebaut. Mehr
als 750 000 Exemplare verließen das Werk, bevor die Ablösung in Form des
sensationellen DS19 kam. Eine
beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, mit welchen Kinderkrankheiten Citroën
zunächst zu kämpfen hatte. |
Typ | 11CV Sport, 1950 |
Motor | wassergekühlter Vierzylinder, vorn eingebaut |
Hubraum | 1,9 l |
Leistung | 56 PS bei 3800 U/min |
Ventilsteuerung | hängende Ventile, Stößelstangen |
Gemischaufbereitung | ein Fallstromvergaser, unterschiedliche Hersteller |
Getriebe | Dreiganggetriebe |
Antrieb | Vorderachse |
Länge | 4450 mm |
Aufhängung (vorn) | Einzelradaufhängung mit Querlenkern und Drehstäben |
Aufhängung (hinten) | Starrachse, quer liegende Drehstabfedern |
Fahrwerk/Karosserie | selbsttragende Karosserie |
Karosserieformen | Limousine, Coupé oder Cabriolet |
Breite | 1580 mm |
Radstand | 2910 mm |
Spur (vorn/hinten) | 1340 mm |
Eigengewicht | 1050 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) | unbekannt |
Gesamtproduktion | über 750.000 Stück (alle Modelle) |
delprado verlag |